Historischer Verein Rosenthal und Umgebung e.V.

 

Das Kloster Rosenthal

Das südwestlich von Göllheim gelegene Frauenkloster St. Maria im Rosenthal wurde 1241 vom Grafen Eberhard II. von Eberstein, dem Besitzer der Herrschaft Stauf, gegründet und später in den Zisterzienser-Orden aufgenommen. Die Kirche wurde im frühgotischen Stil erbaut und 1261 geweiht. Viele Töchter des Landadels traten in das Kloster ein, das sich außer Erziehungsaufgaben dem Landbau und seiner Verbesserung widmete. Es hatte manche Privilegien: Die Nonnen durften die Vorsteherin frei wählen, waren von jedem weltlichen Gericht und jeder geistlichen Besteuerung befreit. Die Visitationen des Klosters erfolgten durch die Äbte des Zisterzienserklosters Eberbach im Rheingau, wovon allerdings erst Urkunden vom Ende des 15. Jahrhunderts zeugen.

Das Kloster wurde vom Landadel unterstützt und beschenkt und erreichte eine hohe Blüte. Im Jahre 1496 gehören zum Kloster 70 Personen, davon 31 Geweihte, 14 Laienschwestern und 24 Dienstleute; 1501 werden auch 6 Schulkinder und 1 Kleinkind aufgeführt. Zum Wirtschaftsbetrieb gehörig werden 1501 genannt: 15 Pferde, 31 Milchkühe, 34 Stück Jungvieh, 17 Kälber, 116 Schweine und 400 Schafe. Daneben gehörten dem Kloster eine ganze Reihe von Besitzungen in der Umgebung; so bei Auflösung des Klosters solche in Asselheim, Bechtolsheim, Breunigweiler, Göllheim, Guntheim, Hillesheim, Kerzenheim, Lautersheim und in Sippersfeld.

Sogar in der für die Verlagerung des deutschen Machtzentrums in den Südosten entscheidenden Schlacht am Hasenbühl bei Göllheim am 2.7.1298 spielte das Rosenthaler Kloster eine Rolle. Der spätere Sieger, der Habsburger Albrecht von Österreich, schlug hier vor der Schlacht sein Hauptquartier auf, während es dem in der Schlacht gefallenen König Adolf von Nassau, ein Großneffe des Klostergründers, danach als Ruhestätte für 11 Jahre diente. Erst dann durfte dieser im Speyerer Dom beigesetzt werden – zusammen mit dem 1308 ermordeten Albrecht.

Ende des 15. Jahrhunderts wurde die Klosterkirche im spätgotischen Stil ausgebaut. Jedoch litt das Kloster beim Bauernaufstand 1525 unter Plünderungen und Verwüstungen. Es konnte jedoch weiter geführt werden, bis schließlich die 14. Äbtissin, Elisabeth von Geispitzheim, im Zuge der Reformation in den nassauischen Landen 1572 alle Rechte an Graf Philipp  IV. von Nassau-Saarbrücken abtrat. In der Folgezeit wurde das Kloster-Gefälle von weltlichen Schaffnern im Auftrag wechselnder Linien des Hauses Nassau verwaltet. Die Rückkehr von Nonnen zum Ende des 30-jährigen Krieges währte nur wenige Jahre. 1793 beschlagnahmten die Franzosen den Besitz und versteigerten ihn in Teilen. Alle Gebäude befinden sich seither in Privatbesitz, die Kirchenruine seit 1863 im Besitz des damaligen "Rosenthaler Vereins". Bis in die 1990er Jahre wurden Teile der Anlage noch landwirtschaftlich genutzt.

 

Die Klosterkirche St. Maria im Rosenthal

Die zunächst in frühgotischem Stil erbaute einschiffige Klosterkirche wurde am 22. Mai 1261 geweiht. Die Grabungen des Landesamtes für Denkmalpflege Speyer im Jahr 1986 haben ergeben, dass die Kirche einen 5/8 Chorschluss hatte. Ende des 15. Jahrhunderts, in der Amtszeit der Äbtissin Margarethe von Venningen, erfolgte ein Umbau der Kirche. Die Seitenwände wurden erhöht und damit neue, große Fenster mit Maßwerk spätgotischen Stils eingesetzt. Der Kirchenraum erhielt eine Empore über die ganze Länge des Schiffs bis zum Chor. Es entstand der achteckige steinerne Dachreiter über dem Westgiebel.

Nach Beschlagnahme des Klostergutes durch die Franzosen 1793 wurde der Besitz in Teilen versteigert. Auch das Kirchengebäude ging in Privatbesitz über und wurde als Materiallieferant genutzt - bis die Ruine zum Schutz vor weiterer Zerstörung 1851 vom Kanton Göllheim übernommen wurde. 1863 erwarb sie der neu gegründete Rosenthaler Verein für 832 Gulden.

Erhalten geblieben waren Seitenmauerreste mit Strebepfeilern und den gotischen Fenstern sowie der westliche Giebel , der das für Rosenthal charakteristische Türmchen mit dem Steinhaubendach trägt. Grabplatten von Stiftern und Äbtissinnen stehen an der Nordmauer des Kirchenschiffs. Völlig verschwunden ist der Kreuzgang.

Mit Sanierungsarbeiten wurde unmittelbar nach dem Erwerb begonnen. Erhaltungsmaßnahmen wurden immer wieder notwendig, so Ende des 19. Jahrhundert, 1904, 1929-1934 und 1950/51. Eine besonders umfassende Sanierung erfolgte 1983-1986 mit der Erneuerung des Dachreiters, der Kirchenmauern und der Grabsteine.Weitere Maßnahmen bis 2007 waren bauhistorische, archäologische und photogrammetrische Untersuchungen, Putzsicherungsarbeiten, Neuüberdachung der Grabsteine, Instandsetzung der Treppen, Einsetzen einer neuen Gittertür neben dem Turm, Erneuerung der Elektroanlage u.v.m.

In dem kleinen Museum, das im 1866 erbauten "Nassauer Sälchen" untergebracht ist, steht ein Modell des einstmaligen Klosters. Die Gesamtanlage des Klosters ist in wesentlichen Teilen an den heute in Privatbesitz befindlichen Gebäuden gut erkennbar. Ausgestellt sind daneben Fundstücke aus dem Kirchenareal und Tafeln zur Geschichte. Erwähnenswert ist nicht zuletzt der im September 1999 von Schülern an der nördlichen Außenmauer ergrabene, außerordentlich gut erhaltene Grabstein der Ursula von Venningen.

Die Kirchenruine dient auch für kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte. Sie wird regelmäßig für Hochzeiten genutzt und führt seit vielen Jahren am Heiligen Abend zahlreiche Menschen zu einer musikalischen Feier mit abschließenden Glockengeläute dorthin.


Literaturhinweise

Karl-Heinrich Conrad: "St. Maria in Rosenthal", Hist. Verein Rosenthal u.U. e.V., Eisenberg 1985
Karl-Heinrich Conrad: "Daten zur Geschichte des Zisterzienserinnenklosters Sanct Maria in Rosenthal", in: "125 Jahre Hist. Verein Rosenthal", Hist. Verein Rosenthal u.U. e.V., Eisenberg 1988
Karl-Heinrich Conrad: "Kloster Rosenthal", Artcolor-Verlag, Hamm 1992
Pia Heberer: "Werth von jedem Alterthums-Freunde besucht zu werden", Donnersberg-Jahrbuch 2000, S.138-145, Kirchheimbolanden

Der Kräutergarten 

Ein Kloster ohne Kräutergarten lässt sich kaum vorstellen. Im Jahre 2011 hatte unser Verein die Möglichkeit, ein Gartenstück in unmittelbarer Nähe der Kirchenruine zu pachten. Weltliche Rosenthalerinnen machten sich dann daran, die Anlage zu planen und schließlich zu realisieren. Nach zehn Jahren ging die Pflege des Gärtchens wieder in die Hände der Besitzer über.


 

Zum Nachlesen und Erinnern

Während der Öffnungszeiten des Römer-Museums und des Klostermuseums (Klostergasse in Rosenthal) können verschiedene Artikel erworben werden:


Informationsbroschüren

Karl-Heinrich Conrad: St. Maria in Rosenthal, 1985, 20 Seiten, 1,50 €

Pia Heberer: Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster St. Maria im Rosenthal, 2013, 19 Seiten, 3,50 €
Inhalt: Geschichte des Klosters und seine Lage - Erhaltungsgeschichte der ehemaligen Klosteranlage - Kirche - Grabplatten - Klausur - Äbtissinnenhaus - Zeittafel - Grundriss


Fachliteratur

Festschrift: 125 Jahre hist. Verein Rosenthal, 1988, 72 Seiten, 2,50 €
Inhalt: Daten zur Geschichte des Zisterzienserinnenklosters Sanct Maria in Rosenthal - Zisterzienserinnen früher und heute - Zur Baugeschichte der ehemaligen Zisterzienserinnen-Kosterkirche St. Maria in Rosenthal, Beobachtungen und Anregungen - Die Grabdenkmäler (Epitaphien) in Rosenthal - Rosenthaler Fliesenfunde - Ein Beitrag zur Geschichte des "Historischen Vereins Rosenthal und Umgebung e.V."

Karl-Heinrich Conrad: Kloster Rosenthal, 1992, 183 Seiten, 5 €
Inhalt: Vorwort - Zeitgeschichtliches zur Gründungsepoche - Die Grafen von Eberstein -  Das Nonnenkloster Rosenthal - Der Zisterzienserorden - Die Zisterzienserinnen - Rosenthals Besitz- und Wirtschaftsgeschichte - Die Bewirtschaftung des Klosterbesitzes - Die Einkünfte des Klosters - Der Viehbestand der drei selbstbewirtschafteten Klosterhöfe in Rosenthal, Guntheim und Asselheim um das Jahr 1500 - Der Rosenthaler Kosterhof in Asselheim, ein Freihof - Irrungen um Wald und Weide - Rosenthal unter nassauischer Verwaltung 1573-1646 - Rückkehr der Zisterzienserinnen nach Rosenthal - Rosenthals Schicksal im Verlauf der Jahrhunderte - Die Kirchenruine - Die Besitzungen Rosenthals nach Auflösung des Klosters.

Johann Geissel: Die Schlacht am Hasenbühl und das Königskreuz zu Göllheim, 1835 (Nachdruck 1982), 114 Seiten, 5 €

1298 Die Schlacht am Hasenbühl bei Göllheim, 2006, 97 Seiten, 7 €
Inhalt: Die Schlacht auf dem Hasenbühl am 2. Juli 1298 - "Die Schlacht bei Göllheim": zwei spätmittelalterliche Gedichte - Das Königskreuz in Göllheim


Souvenirs

Christlicher Brotstempel 3./4. Jahrhundert (Nachbildung), 5 €
Der Stempel wurde bei Ausgrabungen am Eisenberger Burgus gefunden und stellt wohl das älteste Zeugnis dar für die Ausbreitung des Christentums über die Alpen zu dieser Zeit.

"Kloster"-Probierglas für 1 €

Bodenfliesen 13./15. Jahrhundert (Nachbildungen), Einzelfliese 5 €, Dreier-Set 12 €, Vierer-Set 15 €
Die 1983 außerhalb des Rosenthaler Kirchenschiffs gefundenen Fliesen und Fliesenreste, welche damit wahrscheinlich aus der Zeit des 1. Kirchenbaus stammen, dienten als Vorbild für die Nachbildungen: Es handelt sich um Tierdarstellungen und Ornamente, die teilweise erst durch das Zusammensetzen von vier Fliesen vollständig werden.